An jenem teuflischen Wochenende in Imola, um den 1. Mai 1994 herum, verlässt Ayrton Senna das Glück. Zuerst sieht er am Freitagnachmittag seinen Landsmann und Schützling Rubens Barrichello in hohem Tempo von der Strecke fliegen und rennt aus der Boxengasse zu ihm. Einen Tag später kracht der junge Salzburger Roland Ratzenberger mit Tempo 300 in die Begrenzungsmauer, und Senna, noch geschockt vom Unfall Barrichellos, starrt entsetzt auf den Bildschirm in seiner Box.
Dank des uneingeschränkten Zugangs zum Archiv der Formel 1, die den Filmemachern von Bernie Ecclestone gewährt wurde, und dank Super-8-Aufnahmen der Familie gerät das Porträt dichter als jeder Spielfilm. Ist die Idee des Dokumentarfilms im Zweifel eine aufklärerische, weil er die Wirklichkeit und die in ihr agierenden Personen erklären und gerne auch entzaubern will, so gelingt "Senna" das Gegenteil. Je näher man der Figur zu kommen scheint, umso unglaublicher und fabelhafter gerät sie.
Das böse Gefühl vor der Kurve
Wobei der Regisseur nicht einmal alle Register ziehen muss. So nutzt er zum Beispiel nicht jene Sequenz aus einem Interview im Jahr von Sennas Tod, als er in jener Kurve steht, die später sein Schicksal werden soll und sagt, dass er das Gefühl habe, dass in dieser Kurve in diesem Jahr jemand sterben werde
Gerade weil sich dieser Film seine billigsten Pointen spart, um eigenwilligere zu setzen, belässt er Senna den Status des Unnahbaren. Die kühle Umpanzerung seiner persona bleibt intakt, und doch legt der Film Spuren, die zum Kern der Person führen könnten. Der sehnige, athletische Charakter des Films, seine präzisen Montagen geben die Dynamik eines rastlosen Lebens wieder, das dennoch stets zentriert erscheint. Senna fährt nie vor sich davon, sondern stets zu sich hin.
Ayrton Senna ist ein feiner und bescheidener junger Mann aus gutem Hause. Er ist seit frühester Kindheit der Raserei verfallen. Erst dem Kartsport, dann irgendwann der Formel. Bis zum Schluss sind ihm die Jahre im Kartsport die liebsten: dort gibt es keine Politik, kein Geld, nur den Sieg des Schnellsten. ...
When we were kings ist heute ein Juwel unter den Klassikern, 1997 erhielt er einen Oskar für den besten Dokufilm.
When we were Kings zeigt die Ereignisse rund um den Boxkampf, der 1974 als "Rumble in the Jungle" Furore machte. George Forman, der Heavyweight Champion ein Meter Neunzig gross, gefürchtete Fäuste, kämpft gegen den kleineren und älteren Muhammad Ali.
Beide Boxer sind US-Amerikaner, aber mit zwei unterschiedlichen Botschaften.
Ali steht für Afrika, für das, was das Civil Rights Movement ins Bewusstsein rücken wollte:
Seht! Hierher kommen wir, das sind unsere Wurzeln. Seid stolz darauf, lasst Euch nicht unterdrücken.
"I'm coming HOME.. to fight for the black people..."
Alis Humor und sein Charme machen ihn beliebt, her hat überall einen lockeren Spruch auf den Lippen. Dabei auch immer politisch, friedlich, altruistisch, nicht eingebildet.
George Foreman dagegen benimmt sich extrem arrogant, als Superstar, dem niemand dumm kommen kann. (Foremans Einstellung sollte sich im Laufe seines Lebens ändern, nach seinem Comeback 1987 war er ein ganz anderer: http://de.wikipedia.org/wiki/George_Foreman )
Der Regisseur Leon Gast schaffte es, 90 Minuten die Stimmung zu halten - 90 Minuten EinsA Entertainment und Spannung von der ersten bis zur letzten Szene - und das ohne Off-Sprecher.
Am Anfang lernen wir Muhammed Ali kennen: "I'm black, I'm handsome, I'm pretty...
Schnell wird klar - hier gehts um zwei Kontrahenten - und dieser Kampf ist kein gewöhnlicher. Er ist legendär, legendär symbolisch. Muhammed wird kämpfen, ganz klar,. für Afrika, für die Wurzeln, für die die kulturellen Reichtümer der schwarzen Amerikaner.
I'm coming home! And I will fight for.... " "For us, he was defending the good cause. for Africans, and for the whole world."
Ali sagt: "I'm gonna fight. ..not for me.. but for black people who cant eat, black people who ...don't have no future. I wanna ... go to Mississippi and show the people that this is their country.. Let me take pictures, I can do things. And i can take all this back to America! .. All I got to do is whoop George Foreman."
Der Schriftsteller Norman Mailer (*1923, +2007) war in Zaire dabei. 1970 schrieb er das Buch "The Fight" / "Der Kampf".
Man hört ihm gern zu, wenn er voller rhetorischer Finesse an die Ereignisse um 1974 erinnert:
"George Foreman was a phenomenon. he was almost like a physical Guru. He ..was negortute. he was this huge black force."
Die Montage mixt O-Töne mit rhythmisch geschnittenen Bilder aus Afrika, Leute, die Feiern, Vodoo-Tänzern, James Brown auf der Bühne - jeweils passend zum Moment. Der Film ist chronologisch aufgebaut. Er stellt erst die Kontrahenten vor und steigert dann die Spannung - Ankunft im Kongo: erst Ali am Flughafen.
Über Foreman sagt er, halb schumunzelnd: "I don't like that guy, he talks to much.."
auf der Pressekonferenz: "I'm so mean, last nite I killed a rock...I hospitalized a stone.. I'm so mean I can make medicine sick" :-
Muhammed ist ist drollig, an seinem Scharfsinn und seiner Intelligenz kommt niemand vorbei..Er strahlt Gutmütigkeit aus, er ist zugänglich und steht mit beiden Beinen auf dem Boden.
In Amerika wird er verurteilt wegen einer Bagatelle - .denn eigentlich wollte man ihn für seine Mitgliedschaft in der "Nation of Islam" manipulieren, einer als radikal geltenden pro-afro american Organistaion.
Die Menschen im Kongo feiern seine Ankunft - er gibt ihnen eine Stimme, er lenkt Aufmerksamkeit auf Afrika und auf ein Land - damals Zaire - das gerade unter einem despotischen Herrscher leidet.
Zaire (heute: demokratische Republik Kongo) befreite sich 1960 von der Kolonialherrschaft Belgiens, aber gleich darauf wütete der Diktator Mobutu Sese Seko. Erst 32 Jahre später, 1992, wurde er gestürzt.
Wir sehen das Stadion, das sonst als Folterlager dient und Norman Mailer beschreibt Mobutu:
"Mobutu was particularly ugly. You saw his picture every where. Down under the stadion were detention pens and rooms and chambers where you could imprison as many as a couple of thousand people at once. Before the fight began, the crime rate in Zaire had gone up and some white people had been killled. And Mobutu decided to .... had all the criminals rounded up in this stadion.. in the detentions pens... then he took a hundred of them and killed them..."
Dann die Ankunft von Goerge Foreman. Foreman steigt mit einem deutschen Schäferhund aus dem Flugzeug. Die Schaulustigen die ihn begrüssen, fühlen sich unangenehm bedroht - denn Schäferhunde kennen viele noch aus der Kolonialzeit. Damals brachten belgischen Polizisten die Hunde mit nach Afrika.
US-Sportjournalisten meinten von Anfang an zu wissen, wer den Kampf gewinnt. In Radio und Fernsehen hiess es schon vorher von vielen Seiten: Alis Sieg ist vollkommen aussichtlos, grotresk, utopisch. Ein kecker Reporter traut sich trotzdem und fragt Foreman: "What would you do in case you're gonna loose?" Foreman antwortet konsterniert: "I beg your pardon?? Well, nice talkin to you."
Die Spannung steigt.. ja, das ist, was die Doku ausmacht: die Spannung auf diesen Kampf, auf die Bilder von diesem Boxkampf, der so viel mehr war, als fliegende Fäuste, übertrifft jeden Fernseh-Krimi.
Auch Mailer fühlte das so: "A heaveyweight championship does produce an excitement in the unlookers thats unlike almost any other spectacle... its almost unendurable to wait for that bell to ring for the first round. In 1974 in Zaire the fight startet at 4 o'clock in the morning in order that it could be shown on Television in America. .."
"Alis dressing room was like a morgue. it was like the first supper." ...they were deeply frightened now...
Muhammed said: "What I'm gonna do?" they said: "you're gonna dance..!" - and they were all crying..
Mobutu watched the fight on TV in his palace.. he was terribly afraid of assasination. The stadions ...floor was covered with blood. it has been washed away. but the affect of the blood was still there as part of the atmosphere. The atmosphere before the bell rang, was as intense as I ever recall.
"Ali, kill em!" - Ali boma ye!! rufen die Leute...
Ali und Foreman sehen sich in die Augen.. sie reden miteinander. Der Original-Ton des Kommentators aus dem Stadion ist zu hören, wie er aufgeregt sagt:
"They are really talking to each other.. Five million dollars are at stake.. Ali ready, Foremann ready, we're waiting for the opening bell!"
Bing!
Ganz wichtig in diesem Film: Die Sounds und die Musik. ...
dann wieder Mailer: "Ali hit him with a right hand lead... Not even 50 dollar sparing partners dared to do that on Foreman.. Nobody had thrown a right hand lead on Foreman in 2 years. it was the greates insult you could express.. He's expecting me to danc.e I'm not gonna dance. So I'm hitting him with the right hand and I'm gonna knock him out in the first round. .He threw 12 right hand leads. I don't think he told anyone that he was gonna do it. I think he may have debated on what he was gonna do up to the last moment. And the only thing is he didnt knock him down and he didnt knock him out. Instead Foreman went crazy.
"The bell rang. Ali went back to the corner. He finally, the nightmare that had awakened him.. had finally come to visit him. He was in the ring witha man he could not dominate, who was stronger than him, who was not afraid of him, who was gonna try to knock him out, ...and this man was determined and unstoppable. And Ali had a look on his face that I'll never forget. It was the only time I saw fear on Alis eyes... He thought: this is the moment, this is what you've been waiting for, this is that hour. Do you have the guts?" and then he yelled: "Ali boomaye!" - And a hundred thousand people yelling back: "Ali boomaye!!"
And this huge reverberation of the crowd coming back on him."
Muhammed Ali - he was like a sleeping elephant. You can do anything against a sleeping elephant. But when he wakes up, he tramples everyhting.
Und so war es - Ali gewinnt den Fight, und Foreman verlässt den Raum gesenkten Hauptes. Zwei Jahre sollte er ein eine tiefe Depression verfallen.
"He almost didnt get out of it" - so Mailer.
Die Empathie, die der Film komplett auf Ali lenkt, wird hier unterbrochen - die Spannung dabei einmal mehr erhöht.
Bei youtube gibts die Doku auf Englisch, in Deutsch kann man sie bestimmt bestellen.
Es lohnt sich, weil das ein Film ist, den man immer wieder ansehen kann.
"Man kann ja nicht sagen, dass sie besonders sexy war. Sie hatte auch nicht die Attribute eines Stars. Da war einfach diese enorme Energie,
die plötzlich den Raum füllte . Und diese Wahnsinss-Stimme."
Love Janis ist das Porträt einer der grossen Stars der Hippie Ära, eine Frau mit einzigartiger Stimme und grossen Herz.
Janis Joplin wurde am 19. Januar 1943 in Port Arthur, Texas geboren. Sie haute ab, trampte nach San Francisco, sang in einer Band und eroberte die Herzen im Sturm. Sie wurde über Nacht zur berühmtesten Blues n Rock-Sängerin Nordamerikas.
Ihre Karriere war gezeichnet von Sex, Drugs n Rock n Roll - und dauerte nur 4 Jahre. Aber die Legende Janis war viel mehr als das..
Sie starb am 4. Oktober 1970 im Landmark Hotel in L.A. an einer Überdosis Heroin.Ihr Mythos lebt bis heute.
Das Porträt ist ein Wechsel aus Konzertmitschnitten, und vor allem Zitaten aus Janis' Tagebuch.
Interviews wie zB mit ihrer Schwester Laura geben dem Film etwas Nüchternes.
Zum Ausgleich kriegen wir Janis pur, ohne Kommentar. Aufnahmen mit ihr im Studio nehmen uns mit auf die Reise in die wilden Seventies..
"Wir wollten nur raus." sagt sie über Port Arthur.
"Ich wollte weg. Auf Teufel komm raus weg von hier. Allein hatte ich nicht den Nerv. Also ging ich mit einem Freund. Er meinte, wir sollten nach San Francisco trampen. Dort würde er Leute kennen."
Janis war nicht nur ein Hippie-Mädchen und verliebt in den Blues, sie war auch ehrgeizig - und wollte ganz nach oben.
"Ehrgeiz ist nicht nur der skrupellose Kampf um eine Position oder um Geld. Sondern vielmehr der Kampf um Liebe. Viel Liebe." schrieb sie.
Einer ihrer Liebhaber erinnert sich. Er habe "die gewöhnlichen zwei Wochen" bekommen, die Männer normalerweise mit Janis hatten. Er erinneret sich an schöne zwei Wochen. Denn alles was sie tat, tat sie mit Leidenschaft. Ihre Gefühle waren tief - und ehrlich.
Janis war Blues, Janis war Flower Power, Janis war sexuelle Revolution -
Was aber vor allem bei diesem durch die Tagebucheinträge intimen Porträt durchscheint, ist ihr ewiger Kampf, das hässliche Entlein aus Texas hinter sich zu lassen.
Auf dem College wurde sie als "hässlichster Junge" des Jahrgangs gewählt. "Es war das einzige Mal, das ich Janis weinen sah", erinnert sich ein Freund im Interview.
Sie will nichts mehr mit ihnen zu tun haben, mit den Jahren der Kindheit und der Jugend, in denen sie nicht gut behandelt wurde, sich unverstanden fühlte von ihren Mitschülern und der konservativen Gesellschaft einer texanischen Kleinstadt der Sechziger Jahre.
Wahrscheinlich war es auch der Kampf um Anerkennung in ihrer Familie, die ihr viel bedeutete, auch wenn sie es nicht offen zugab. Der Vater arbeitete bei Texaco, man ging Sonntags zur Kirche. In diesem Film zeigen die O-Töne der Schwester, dass sie für Janis wildes Leben wenig Verständnis aufbringen konnten.
Janis aber bedachte ihre Familie noch vier Tage vor ihrem Tod. Sie schrieb ihr Testament. Das restliche Bargeld, am Ende waren es 1500 Dollar, sollten ihre Freunde versaufen. Den Erlös aus weiteren Eigentümern überschrieb sie ihrer Famlie. Vor allem ihrem kleinen Bruder Michael, der sich davon seine Ausbildung finanzieren sollte.
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