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20.09.2011

LIEBER FIDEL. Marita Lorenz: Geliebte, Geheimagentin und Attentäterin

An vielen Stellen muss man lachen über Marita Lorenz. Wenn sie auf Kuba vor einer Schaufensterschreibe steht, einen alten Ofen betrachtet und zu ihrem Sohn sagt (xx Dollar) "For that fucking shit"?! Oder darüber, wie sie Fidel Castro, der im Fernsehen mit freiem Oberkörper aus dem Meer steigt, zuruft: "Süßer!! Alter Knacker, ich liebe dich noch!"

Ein bisschen später lernen wir die auf ihre ganz eigene Art zärtliche Marita kennen, die ihren alten Freund Yannis in dessen Wohnung auf Kuba besucht.

Maritas tritt stark auf, wie eine Löwin. Ihr Humor ist trocken und ihr Charme ein ganz  ungewöhnlich rauher. Diese Frau kann man zweifelsohne als "tough" bezeichnen.

Denn ihr Leben war kein Zuckerschlecken. Marita Lorenz wurde als Kind gemeinsam mit ihrere Mutter verhaftet und nach Bergen-Belsen gebracht. Sie erinnert sich noch gut an die Drohungen, "es roch nicht gut". Ein amerikanischer GI vergewaltigt sie.
Später sagten ihr die amerikanischen Geheimagenten: "Wenn Du Belsen durchmachen kannst, dann kannst Du auch für die CIA arbeiten."

Martia soll Fidel Castro umbringen. Mit einigen Giftpillen im Kosmetikköfferchen marschiert sie in die Suite des Revolutionsführers in einem New Yorker Hotel. In der Lobby wimmelt es nur so von CIA-Männern. Sie haben Marita Drogen gegeben, damit sie den Mordauftrag möglichst skrupellos ausführt..
Für Martia ist es nicht das erste Rendez-vous mit Fidel, die beiden hatten zuvor auf Kuba eine Affäre, Marita lebte eine Zeit beim Comandante. Sie verliebte sich, als Fidel das Schiff ihres Vaters besuchte. Er hielt unter dem Tisch ihre Hand, lud sie ein - und sie blieb auf Kuba.

Jetzt, als Agentin mit den Giftpillen, weiss Martia, dass es auch für sie selbst um Kopf und Kragen geht, falls sie ihre Auftraggeber enttäuscht. "Doch die Liebe ist stärker".

Und das, obwohl Fidel Castro sie damals betäuben und sie zu einer Zwangsabtreibung abholen liess. Marita war im sechsten Monat schwanger. Mutmaßlich hat betäuben lassen - es ist nicht klar, ob Castro oder ob die CIA die Abtreibung organisierte.

Später lebt sie bei dem damaligen parguayischen Diktatur, bekommt mit ihm eine Tochter. In New York schnüffelt sie als CIA Agentin, getarnt als Hausmeisterin, mit ihrem Sohn im Papiermüll der dort lebenden Diplomaten.

Marita gerät in große Gefahr - denn man zählt sie zum engen Kreis um den Kennedy-Attentäter Lee Harvey Oswald. Mit "Ossy" hatte sie in einer kleinen Gruppe für die CIA trainiert.

Fidel Castro ist ihre große Liebe. Sie will ihr Leben nicht beenden, ohne ihn noch einmal zu sehen. Deswegen kehrt sie zurück nach Kuba. "Volver" heißt auch der Soundtrack des Films.

Dem Bremer Dokufilmer Wilfried Huismann gelingt ein Porträt, das man nicht so schnell vergisst.

Interessant, mitunter sogar amüsant machen es die drei unterschiedlichen Sprachen. Marita wechselt zwischen englischen und deutschen Wörtern, die Kubaner sprechen natürlich spanisch. Es lohnt sich, den Film im Original-Ton zu sehen, vorausgesetzt man kommt klar mit dem Sprachen-Mix.

Grossen Respekt vor der Filmidee und der Recherche. Bei der Umsetzung und dem Dreh stand dem Autor ein großes Team zur Verfügung - Location Scouts und Producer in den USA, Kuba & Deutschland, drei Rechercheure und und und.

Dabei heraus kommt ein Film, den man gesehen haben sollte. Vielleicht sogar mehr als einmal.

12.09.2011

GERDAS SCHWEIGEN. Ein Film von Britta Waue



Das Schöne beim Bloggen ist: der Blogger ist frei. Gerade habe ich die TV-Kritik eines Spiegel-Journalisten zur ersten Günter Jauch-Sendung gelesen und genau das gedacht.
Auf uns Bloggern lastet kein Druck, weil Kollegen und Redakteure von uns Bestleistungen in jedem Satz erwarten. Wir müssen uns keinem Schreibstil anpassen, der als Mustervorgabe im Raum schwebt.
Der Spiegel-Kollege gibt, ohne es zu bemerken, nicht seine eigene Meinung wieder. Denn er GUCKT die Sendung schon anders. Er guckt sie in seiner Funktion als Spiegel-Autor, nicht als enstpannter Beobachter. Weil er ja weiss, dass er intelligent kritisieren soll.

Das bringt uns zu meinem heutigen Post.
Es ist ein Kino-Film, den ich bei der Leipiziger Dokfilmwoche 2008 im Kino gesehen habe und den ich einfach NUR TOLL fand. Ich selbst. Rein emotional.

In GERDAS Schweigen besucht der Buchautor Knut Elstermann seine in die Jahre gekommen Verwandte in New York. Und Gerda erzählt nach 30 Jahrend endlich das, was sie selbst ihrem Sohn Steven bisher verschiwegen hat. Sie erzählt von Auschwitz und von ihrer kleinen Tochter, die sie für kurze Zeit in den Armen hielt.
Gerda hat mich schon vor 3 Jahre bezaubert. Ihre Intelligenz, ihre Ehrlichkeit, ihre wachen Augen und der spitze Humor. Jetzt sehe ich den Trailer und sage:
Have a look!

05.09.2011

DIE ÖL-DIKTATOREN (2011)

Den Film von Alexander Czogalla kann man aktuell noch in der ZDF Mediathek abrufen, Phoenix wiederholte ihn gestern im Spätabend-Programm.

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1390292/ZDFzoom-Die-Sprit-Abzocke#/beitrag/video/1390292/ZDFzoom-Die-Sprit-Abzocke


Schöne Bilder, aufwändige Dreharbeiten.
Dazu eine offensichtlich sorgfältige Recherche und ein guter Text.  All das ergibt ein sehenswerte Dokumentation.

Eine Inhaltsbeschreibung zum weiterlesen, z.B. auf der Phoenix-Seite:

http://www.phoenix.de/content/phoenix/die_sendungen/die_sprit_abzocke/397658?datum=2011-09-04

04.09.2011

BERLIN, BERLIN

Leute, die nicht in Deutschland aufgewachsen sind, eröffnen uns ganz neue Perspektiven. Auf unser Stadtbild, Transportmittel, Essen, Bräuche, auf gute & schlechte Angewohnheiten.
Wie eben die folgende Doku. Eine spanische Produktion. Die wirft einen liebevollen Blick auf unser verrücktes Bärlin.
East Side Gallery, Berliner S-Bahn, Wannsee, Warschauer Brücke - alles dabei. Und die Bewohner vorneweg. Und zwar Transvestiten genau so wie Brandenburger, die am Wannsee mit dem Picknickkorb Geburtstag feiern.
Der Moderator scheint verliebt zu sein. Er führt den Zuschauer über den Flohmarkt im Mauerpark, in eine spanisch-sprachige Kita irgendwo in Prenzl Berg und - na klar - zum Checkpoint Charlie. Unter anderem! Schön geschnitten, unterhaltsam produziert.
Selbst wenn man kein spanisch versteht, macht es Spaß, sich Berlin mal aus dem Blickwinkel Zugereister anzusehen!
So. und jetzt sehe ich: das Video wurde von Warner Bros. gesperrt.
Gut. also die Sendung heisst "Callejeros Viajeros" und kommt aus Spanien. Die Viajeros bereisen noch unzählige andere Orte. Vielleicht wird ja jemand, der weiß wie's geht, im Netz fündig. Gesucht ist der BERLIN-Teil! :-

Hier ein Ausschnitt aus der Doku, der in Teilen noch bei y.tube abrufbar ist: