An vielen Stellen muss man lachen über Marita Lorenz. Wenn sie auf Kuba vor einer Schaufensterschreibe steht, einen alten Ofen betrachtet und zu ihrem Sohn sagt (xx Dollar) "For that fucking shit"?! Oder darüber, wie sie Fidel Castro, der im Fernsehen mit freiem Oberkörper aus dem Meer steigt, zuruft: "Süßer!! Alter Knacker, ich liebe dich noch!"
Ein bisschen später lernen wir die auf ihre ganz eigene Art zärtliche Marita kennen, die ihren alten Freund Yannis in dessen Wohnung auf Kuba besucht.
Maritas tritt stark auf, wie eine Löwin. Ihr Humor ist trocken und ihr Charme ein ganz ungewöhnlich rauher. Diese Frau kann man zweifelsohne als "tough" bezeichnen.
Denn ihr Leben war kein Zuckerschlecken. Marita Lorenz wurde als Kind gemeinsam mit ihrere Mutter verhaftet und nach Bergen-Belsen gebracht. Sie erinnert sich noch gut an die Drohungen, "es roch nicht gut". Ein amerikanischer GI vergewaltigt sie.
Später sagten ihr die amerikanischen Geheimagenten: "Wenn Du Belsen durchmachen kannst, dann kannst Du auch für die CIA arbeiten."
Martia soll Fidel Castro umbringen. Mit einigen Giftpillen im Kosmetikköfferchen marschiert sie in die Suite des Revolutionsführers in einem New Yorker Hotel. In der Lobby wimmelt es nur so von CIA-Männern. Sie haben Marita Drogen gegeben, damit sie den Mordauftrag möglichst skrupellos ausführt..
Für Martia ist es nicht das erste Rendez-vous mit Fidel, die beiden hatten zuvor auf Kuba eine Affäre, Marita lebte eine Zeit beim Comandante. Sie verliebte sich, als Fidel das Schiff ihres Vaters besuchte. Er hielt unter dem Tisch ihre Hand, lud sie ein - und sie blieb auf Kuba.
Jetzt, als Agentin mit den Giftpillen, weiss Martia, dass es auch für sie selbst um Kopf und Kragen geht, falls sie ihre Auftraggeber enttäuscht. "Doch die Liebe ist stärker".
Und das, obwohl Fidel Castro sie damals betäuben und sie zu einer Zwangsabtreibung abholen liess. Marita war im sechsten Monat schwanger. Mutmaßlich hat betäuben lassen - es ist nicht klar, ob Castro oder ob die CIA die Abtreibung organisierte.
Später lebt sie bei dem damaligen parguayischen Diktatur, bekommt mit ihm eine Tochter. In New York schnüffelt sie als CIA Agentin, getarnt als Hausmeisterin, mit ihrem Sohn im Papiermüll der dort lebenden Diplomaten.
Marita gerät in große Gefahr - denn man zählt sie zum engen Kreis um den Kennedy-Attentäter Lee Harvey Oswald. Mit "Ossy" hatte sie in einer kleinen Gruppe für die CIA trainiert.
Fidel Castro ist ihre große Liebe. Sie will ihr Leben nicht beenden, ohne ihn noch einmal zu sehen. Deswegen kehrt sie zurück nach Kuba. "Volver" heißt auch der Soundtrack des Films.
Dem Bremer Dokufilmer Wilfried Huismann gelingt ein Porträt, das man nicht so schnell vergisst.
Interessant, mitunter sogar amüsant machen es die drei unterschiedlichen Sprachen. Marita wechselt zwischen englischen und deutschen Wörtern, die Kubaner sprechen natürlich spanisch. Es lohnt sich, den Film im Original-Ton zu sehen, vorausgesetzt man kommt klar mit dem Sprachen-Mix.
Grossen Respekt vor der Filmidee und der Recherche. Bei der Umsetzung und dem Dreh stand dem Autor ein großes Team zur Verfügung - Location Scouts und Producer in den USA, Kuba & Deutschland, drei Rechercheure und und und.
Dabei heraus kommt ein Film, den man gesehen haben sollte. Vielleicht sogar mehr als einmal.
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